Ton in Ton rot
Lebens- und Glaubenshaltungen, Vorstellungen von der eigenen und der Zukunft an sich, gesellschaftspolitische Gegebenheiten der eigenen Zeitgenossenschaft – all das ist stets im Umbruch, ändert sich von Generation zu Generation, meist jedoch im Verborgenen, verdeckt vom Leben der Alltäglichkeit und tradierten Bild einer geregelten Laufbahn. Diese Veränderungen artikulieren sich daher selten als Prozesse, sondern manifestieren sich als Zäsuren im Gewohnten, als Einschnitte, Störsignale und Absurditäten im Tunnelblick auf persönliche Ziele und eingespielte Abläufe. Christina Lag-Schröckensteins fotografische Serie Ton in Ton rot verleiht diesen eruptiven Zeichen gesellschaftlicher Transformationsprozesse einen seltsam ruhigen und beängstigend resignierten Ausdruck, indem es untypische, befremdliche, abgenutzt wirkende Objekte an Orten zyklischer natürlich-landwirtschaftlicher Prozesse zeigt. So still die Motive aber wirken, so sehr brodelt es in ihnen. Das Eis offenbart Brüche und kleine erstarrte Wellen unter seiner Oberfläche; der Acker lässt Stolpersteinen gleich größere Erd- und Steinbrocken in seinen Rinnen erkennen; das Holz des Fasses zeigt Spuren des Gebrauchs, der Abnutzung, aber auch seiner ursprünglichen und fortschreitenden Lebendigkeit. Dieses ruhende Gären findet in seiner Kombination mit ungewohnten, absurden Elementen eine unerwartete Gegenständlichkeit. Plötzlich sprechen die Bilder nicht mehr von Tradiertem, von Wiederkehrendem – oder auch: vom Alltäglichen -, sondern von Sexismus und Missbrauch, von Feminismus und der Erschütterung von Geschlechterrollen. Vorsichtig aber unverrückbar, sanft aber unmissverständlich, abrupt aber pointiert machen die Bilder auf die drängenden Debatten, die verschiedenen Sehnsüchte nach Wandel und die Konfrontationen unterschiedlicher Kulturen der Selbstverständlichkeit aufmerksam, die unsere Gesellschaften heute durchziehen.
tone on tone red
Lifestyles and beliefs, personal future prospects and expectations of the future in general, or the contemporary socio-political circumstances – everything is in a permanent state of revolution; it changes from generation to generation, however mostly in secrecy, concealed by quotidian day-to-day life and the traditional concept of the well-ordered career. These changes rarely manifest as processes, but rather as breaks or turning points, as cuts, interferences, and grotesques in the tunnel view of personal goals and routine procedures. Christina Lag-Schröckenstein‘s latest photo series gives those eruptive signals of societal transformation processes an awkwardly calm and eerily resigned expression by depicting atypical, odd, worn-out objects in places of cyclic natural or agricultural processes. The subjects may appear quiet, however, it is seething beneath the surface. There are cracks in the ice and little frozen ripples beneath the surface; in the field, rocks and clumps of dirt lie scattered in the furrows; the wood of the barrel shows marks of wear and tear, but also of its original and continuous vitality. The quiet festering in the presence of unusual, absurd elements finds an unexpected concreteness: All of a sudden, the images no longer speak of the traditional, the recurring, the quotidian, but of industrial farming and TTIP, of sexism and abuse, of feminism and the revolution of gender roles. Cautiously yet unalterably, gently yet unambiguously, abruptly yet pointedly, the images raise awareness of the overdue debates, the diverse desires for change and the confrontation of different cultures of self-evidence that can be found throughout our contemporary society.
Prices on application, all pictures of the series “Ton in Ton rot” 79*105cm in a white shadow gap frame, 3 prints