Ohnmacht
Ohnmacht
Angst und Ohnmacht werfen lange Schatten. Sie verzerren unseren Blick auf das, was ist, auf das, was sein könnte und sollte, und auf das, was dafür zu tun nötig wäre. Erdrückt von der zehrenden Permanenz eines universalen Krisenzustands und paralysiert vom beklemmenden Um- Sich-Schlagen unserer erhitzten Lebensstätte namens Erde, versuchen wir – mehr verzweifelt als zuversichtlich -, uns dem Gefühl eines schleichenden Untergangs entgegenzustellen, zu verhindern, was noch abgewendet werden kann, und zeitgleich an Gewohnheit und Gleichgültigkeit zu retten, was vermeintlich noch zu retten ist. Nur, um letzten Endes immer wieder und immer mehr im Angesicht schwindender Auswege in Hilflosigkeit zu erstarren. Das Virus, es ist kein Auslöser dieses Zustands der Krise(n). Es ist nur sein Brandbeschleuniger, sein potenzierender Exponent, sein Symptom. Das System aus kapitalistischem Unrecht und zerstörender Ausbeutung, das die Entstehung dieses Virus’ überhaupt erst begünstigt hat, wird nicht an ihm zugrunde gehen, sondern ganz im Gegenteil weitere Viren züchten. Die schwarz- weiße Spaltung entlang der verhärtenden Grenzen zwischen Solidarität und Radikalisierung, Gemeinschaft und Ausgrenzung, Inklusion und Verbannung, die bereits vor Corona deutlich erkennbar war, wird sich auch ohne Pandemie nur schwer überwinden lassen. Das Fortschreiten des Klimawandels, das in dieser Spaltung seinen besten Nährboden gefunden hat, wird nicht aufhören und je nach unser aller Handlungsbereitschaft in dieser oder jener Form Konsequenzen zeitigen. Das Leben in unserer Zeit, nach unserer Zeit – es wird nicht einfacher werden. Die tragenden Elemente jenes Konstrukts, das wir „Welt“, das wir „Menschheit“, das wir „Miteinander“ nennen, haben Risse bekommen. Statt uns Stütze zu sein, drohen sie uns zu einem Damoklesschwert zu werden. So bleiben wir nach jedem Versuch des Dagegenhaltens, des Aufschreiens, des Aufbegehrens und Anpackens immer wieder jenen Fragen ausgeliefert: welche Strahlkraft hat die Zukunft noch? Gibt uns ihr Leuchten noch genug Energie, für sie zu aufzustehen? Oder wird uns die Angst vor dem, was kommen mag, ihrem Schatten anheim fallen lassen?