verschlungen

„Verschlungen“

 

Selten lässt sich die wuchernde Konnektivität, das voneinander abhängige und gegeneinander strebende Wachstum dessen, was wir „Natur“ nennen, so eindringlich und überbordend erleben wie in Waldgebieten, die nur wenigen menschlichen Eingriffen ausgesetzt sind. Gleichzeitig gibt es kaum ein beständigeres und plastischeres Symbol für jenen Widerstreit zwischen Macht und Umsturz, zwischen Autorität und Infiltration, der die Erzählung der Menschheitsgeschichte seit Jahrtausenden dominiert, als das Bild eines alten, tief verwurzelten Baumstammes mit rauher Borke, der langsam aber stetig von Gewächsen und Gestrüpp umhüllt, ausgelaugt und ausgehöhlt wird, bis er schließlich zur Gänze im Chaos des Wildwuchses verschwindet. Doch was im Wald als ein Kreislauf aus Vergehen und Werden besteht, manifestiert sich in der Geschichte des Menschen oft genug als Ausbruch von Krieg und Zerstörung, als gewaltvolle Auflehnung gegen den Niedergang einer Großmacht, eines herrschenden Geschlechtes, eines tyrannischen Systems.

 

“entwinded”

 

Rarely can the rampant connectivity, the interdependent and counter-striving growth of what we call “nature” be experienced as vividly and exuberantly as in forested areas subject to little human intervention. At the same time, there is hardly a more enduring and vivid symbol of that struggle between power and subversion, between authority and infiltration, which has dominated the narrative of human history for millennia, than the image of an old, deeply rooted tree trunk with rough bark, slowly but steadily enveloped by growth and undergrowth, drained and hollowed out until it finally disappears entirely into the chaos of wild growth. But what exists in the forest as a cycle of decay and becoming manifests itself often enough in human history as an outbreak of war and destruction, as a violent revolt against the decline of a great power, a ruling dynasty, a tyrannical system.