Inspiriert von den zahlreichen Verwandlungserzählungen, die sich in der griechischen Mythologie finden, widme ich mich in meinem Kunstprojekt „Körperwandlungen“ der Herausarbeitung einer essenziellen Verbundenheit von Menschlichem, Animalischem und Pflanzlichem.
Die „Körperwandlungen“ laden den*die Betrachter*in dazu ein, über die Schönheit des Alterns im Sinne einer Ästhetik der Verwandlung zu reflektieren. Sie fordern dazu auf, sich von oft auf den weiblichen Körper fokussierenden, tradierten Schönheitsvorstellungen, von ihrem vorherrschenden Konnex mit unbedingter Jugendlichkeit und ihrer negativen Konnotation des Alterns als eine Art körperlichen Verfall zu befreien. Sind die normierenden Schranken solcher Konstrukte erst einmal überwunden, lässt sich die Authentizität und Einzigartigkeit der weiblichen Körperlichkeit – und mit ihr der Körperlichkeit an sich – als eine unbändig wandlungsfähige und facettenreiche erkennen und zelebrieren. Anders als die oft durch den männlichen Blick idealisierten und sexistischen Darstellungen des weiblichen Körpers zeigen die „Körperwandlungen“ eine Weiblichkeit, die sich kontinuierlich verändert, aber in jedem Lebensabschnitt ihre eigene, starke Schönheit behält.
Die in den Bildern projizierten Dias von Pflanzen, Bäumen, Sträuchern, deren Positive jahrelang den Prozessen der Schimmelbildung ausgesetzt waren, schaffen dabei die gleichzeitige Gegenwart einer Vergangenheit des Wachsens und einer Zukunft des Vergehens. Sie schreiben dem Körper seine Zeitlichkeit als eine Spur des Werdens und einen Zustand der Metamorphose ein, verschmelzen mit seinen Kurven und Konturen, seinen Windungen und Streckungen. Grundlegende Prozesse des Alterns, Verwelkens und Gedeihens – alles fließt bei näherer Betrachtung so stark ineinander, bis man die verschiedenen Ebenen der Bilder kaum mehr unterscheiden kann.
Entgegen mancher Erzählung aus der griechischen Antike dient mir die Metamorphose nicht als Allegorie des Verschleierns, des Bestrafens oder des Hintergehens sondern als Verbundenheit alles Lebendigem. Nichts kann sich diesem Verändern entziehen. Kein Körper ist gefeit vor den Zeichen seines Alterns. Weibliche Körperlichkeit in der Schönheit ihres Älter-Werdens und eingebettet in die ästhetische Fülle konstanter natürlicher Veränderungsströme zu zeigen, heißt für mich, einem patriarchal geschulten Blick die Möglichkeit einer von Normen, Codes und Konstrukten befreiten Sichtweise zu eröffnen. Denn die Würde des Alterns ist nicht allein eine Frage des jeweils eigenen Mindsets, sondern eine soziale und kollektive Pflicht.
body transformations
Inspired by the numerous tales of transformation found in Greek mythology, my art project “Body Transformations” is dedicated to highlighting the essential connection between the human, animal and plant.
The “Body Transformations” invite the viewer to reflect on the beauty of ageing in the sense of an aesthetic of transformation. They challenge us to free ourselves from traditional notions of beauty that often focus on the female body, from their predominant association with unconditional youthfulness and their negative connotation of ageing as a kind of physical decay. Once the standardizing barriers of such constructs have been overcome, the authenticity and uniqueness of female physicality – and with it physicality itself – can be recognized and celebrated as irrepressibly versatile and multifaceted. In contrast to the often idealized and sexist depictions of the female body through the male gaze, the “body transformations” show a femininity that is constantly changing, but retains its own strong beauty at every stage of life.
The slides of plants, trees and shrubs projected in the images, whose positives have been exposed to the processes of mold growth for years, create the simultaneous presence of a past of growth and a future of decay. They inscribe the body with its temporality as a trace of becoming and a state of metamorphosis, merging with its curves and contours, its twists and stretches. Fundamental processes of ageing, withering and flourishing – on closer inspection, everything flows into one another to such an extent that it is almost impossible to distinguish the different levels of the images.
Contrary to many a tale from Greek antiquity, metamorphosis does not serve me as an allegory of concealment, punishment or deception, but as the interconnectedness of all living things. Nothing can escape this transformation. No body is immune to the signs of ageing. For me, showing female physicality in the beauty of its ageing and embedded in the aesthetic abundance of constant natural streams of change means opening up the possibility of a view freed from norms, codes and constructs to a patriarchally trained gaze. Because the dignity of ageing is not just a question of one’s own mindset, but a social and collective duty.