Ton in Ton weiß

Der Unterschied zwischen Stadt und Land, der sich in der veränderten Wahrnehmungen von Luft, Architektur, Musik, Sprache oder Kulinarik bemerkbar macht, kann Bereicherung und Kulturschock zugleich sein.

Diese im besten Sinne doppelbödige Erfahrung machte auch Christina Lag-Schröckenstein, als sie 2010 ihren Lebensmittelpunkt in das Burgenland verlegte. Nachdem sie zuvor ein Jahr als Musikerin in New York verbracht hatte, musste sie zunächst eine Vielzahl neuer Eindrücke und Gegebenheiten verarbeiten – ein neues Gefühl für Zeit und Betriebsamkeit, ein anderes Bewusstsein für Kultur und Geschichte, für die Sedimente des Lebens in dieser Region entwickeln. Im Zuge dieses Prozesses entstand die erste ihrer Fotoserien über das Burgenland: ton in ton #weiß. Gleich einer „tabula rasa”, einem leeren, weißen Hintergrund, nähert sie sich mit ihren Bildern ihrer neuen Heimat fern jeden touristischen Klischees, abseits aller verklärenden Erwartung, mit neugierigem, unverhohlenem Blick für Strukturen und Brüche. Sie begegnet dem Rauen, dem Spröden, dem Ungeschliffenen, das dem Pannonischen als Landschaft, als Kultur- und als Lebensraum mitunter zu eigen ist. Damit reflektiert sie zugleich den vorsichtigen Beginn und das sukzessive Kennenlernen ihres neuen Lebensabschnitts im Ent-Decken einer neuen Facette ihres künstlerischen Potenzials.

Mit ihren fotografischen Streifzügen lädt Christina Lag-Schröckenstein dazu ein, einen neuen Blick, ein anderes Gefühl für seine Heimat zu wagen – sich wieder an ihre Geschichten zu erinnern, sich ihr erneut zu widmen und anzunähern.